Mittwoch, 5. Dezember 2007
SHADOWRUN | Berlin - Stadtspeak
Topic: 'SR-articles'
Berliner Straßentalk v2071
Jahr für Jahr schmeißen irgendwelche Verlage, die es besser wissen müssten, irgendwelche lustigen Pseudo-Berlin-Bücher auf den Markt. In denen natürlich auch ein Kapitel über den Berliner Straßenjargon nicht fehlen darf.Wer sich an die dort genannten Regeln des "Straßensprech" hält, erreicht damit nur eines: Dass ihn jedes Berliner Raubtier sofort als Tourist erkennt.
Der Berliner Straßenjargon ändert sich ständig. Und saugt begierig neue Strömungen und Wortfragmente anderer Kulturen und Sprachen auf. Gerade aus dem osteuropäischen Raum und dem Nahen Osten. Und selbst aus dem "Altberlinerisch" des letzten Jahrhunderts, das im Zuge des technischen Verfalls der Anarcho-Zonen eine regelrechte Renaissance erlebt hat.
In diesem Sinne ist auch die folgende Sammlung nur das: Eine Auswahl und Momentaufnahme des Berliner Straßen-"Lingos" der Zwanzig-Siebziger.
Stadtspeak Berlin
Anblasen – Zur Rede stellenAnkratzen – Anmachen, flirten, kann auch negativ gemeint sein (Willste mir ankratzen?")
Auf nass sein, nassen – schnorren
Auf Pumpe sein, pumpen – auf Drogen (speziell alles was gespritzt wird)
Aus Daffke – Jetzt erst recht!
Ausklamüsern – auch: Auseinanderklamüsern. Etwas herausbekommen, entwirren.
Atze – Bruder. Wird auch im Sinne von Buddy, bester Kumpel oder (unter Schattenläufern) Deckungsmann gebraucht.
Baumficker od. Buschlude – Schimpfwort für Elf
Bayer – Berliner Schimpfwort für Ork (vermutlich ausgelöst durch die Trideo-Serie „Wunderkrieg" und die in der Serie auftauchenden Orks in Lederhosen. Schon zuvor galt „Bayer" als Schimpfwort für eine dumm-primitive Person mit zu großem Ego).
Beschickert – auch: Angeschickert. Betrunken.
Bimsen – Prügeln (verbimsen, umbimsen, zerbimsen), Bimse = Schläge
Bin ich X oder was? – Kanakisch für „Woher soll ich das wissen, ich arbeite nicht bei X" (Bin ich Schmidt oder was? Bin ich Saeder oder was?)
Bist du auf sure („schur")? – Bist du dir sicher?
Bleib online – Entspann dich. Hör zu.
Blubber – Wasserpfeife
Blubberbirne – Jemand der zu viel quasselt, ohne was zu sagen. Wird auch als Spitzname für Pressesprecher verwendet.
Bonnies (Ranch) – Spitzname für die alte Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik im Norden Berlins. Mittlerweile eine privat finanzierte Forschungsanstalt für experimentelle Cybertechnologie (Zeugs das man legal nirgendwo sonst entwickeln darf).
Bons – Reiche Person (Bonze)
Bonsai – Reicher Zwerg oder auch nur Zwerg
Bulette – Frikadelle oder weiblicher Polizist/Konzerngardist oder sehr dicke Frau oder Trollin
Danke für Backobst – Danke für gar nichts
Dasaftra – Bis morgen (russisch)
Destille – Kneipe, speziell solche die Selbstgebranntes anbietet (seit Status F wieder sehr beliebt).
Dobryj Djen' – Guten Tag (russisch)
Dönme – Schimpfwort für Elf (eigentlich sehr grrobes türkisches Schimpfwort, das einen Transsexuellen beschimpft)
Dowitz – Kurze Verabschiedungsfloskel aus dem polnischen Do Widzenia (Auf Wiedersehen)
Dummschuh – Wörtliche Übersetzung der polnischen Redewendung Głupi jak but (Dumm wie ein Schuh)
Dupek – Arschloch (polnisch)
Dschänkju – Danke (Mischform aus "Thank you" und der polnischen Dankfloskel "Dschängkuje")
Einen Schuh machen – Abhauen
Geh bei Grün – Bleib entspannt
Görli – Berliner Abkürzung für den Görlitzer Bahnhof. Es existieren ebensolche Abkürzungen für viele wichtige Plätze und Bahnhöfe in Berlin (Kutschi für Kurt-Schumacher-Platz, Kotti für den Bahnhof Kottbusser Tor, Leo für den Leopoldplatz im Wedding etc.)
Goldelse – Name für die weibliche Engelsgestalt, die früher auf der Spitze der Siegessäule stand. In der Anarchozeit wurde die Siegessäule von einer unbedeutenden revolutionären Gruppe gesprengt. Die Goldelse wurde beschädigt und befindet sich heute über dem Haupteingang des Metropolis, einer Arkologie mit schwer angesagten Clubs im Sektor West.
Fatzke – Eingebildeter Kerl, wird immer öfters auch als Schimpfwort füre Elfen (Fatzke mit Ooan (Ohren)) verwendet.
F dich mal – Krieg dich mal wieder ein (von Status F)
F-Hain – Mittlerweile durchgängig gebräuchlicher Name für den alten Bezirk Friedrichshain (der eigentliche Name ist heute fast unbekannt. Leute auf der Straße denken, der Name F-Hain leite sich vom „Status F" ab).
Flachen – nicht übertreiben (Flach mal!)
Flöten gehen – Verloren gehen
Geh auf die Coke Side – Verpiss dich in den Konzernsektor, wo du hingehörst (Späteffekt einer sehr erfolgreichen Werbekampagne aus den nach 2000ern). Im Westen ebenso gebräuchlich: Komm auf die Coke Side (Entspann dich).
Geh kaken – Geh und frag (falsch übersetzt vom russischen kak dela = wie geht's)
Genosse Grünpiss – Schimpfwort für Elf (Grünpiss abgeleitet von Greenpreace)
Glupper – ein Doofer (vom russischen glupa = doof)
Hohler Zahn – Heute eher ungebräuchlicher Name für die Ruine der Gedächtniskirche im alten Zentrum West.
Husche – Platzregen
Ich werd dem was husten – Ich denk ja gar nicht dran
Idi na tick – Verzieh dich (russisch)
In your face sein – Hinter dir her sein
Ja sa – Ich bin dafür (russisch)
Jmd. aufräumen – Jemanden töten (chipwörtliche Übersetzung des polnischen sprzątnąć kogoś)
Jmd. rippen – Jemanden im Nahkampf bestialisch zurichten (meist: töten)
JWD – bedeutet „janz weit draußen". Wird in der Regel als Bezeichnung für den neuen Rand Berlins verwendet.
Jokey – Drogenkurier (aus dem Türkischen)
Kaffer – Jemand vom Land (bedeutet für Berliner: Jeder der aus einer Stadt mit weniger als 3 Mio. Einwohner kommt; Berliner sind in dieser Hinsicht s-e-h-r arrogant)
Kak dela? = Wie geht's? (russisch)
Kanjeschna – Natürlich (russisch)
Kein Dunst – Keine Ahnung.
Keine Kerze wert sein – sich nicht lohnen (chipwörtliche Übersetzung des polnischen gra nie warta świeczki "das Spiel ist keine Kerze wert")
Keule – weibl. Form von Atze (s.o.)
Kiez – spezieller Name für eine Gegend in Berlin. Kann von der Größe her eine Nachbarschaft oder ein ganzer Bezirk sein. Je nachdem, was der Sprecher als die betreffende „Gegend" betrachtet. Häufig in Verbindung mit einer Person („Mein Kiez") oder einer Landmarke („Kiez um die Kreuzkirche", „Soldiner Kiez") genannt.
Kiezbotten – Stiefel
Klaften – einkaufen gehen
Klitsche – Kleine Wohnung, unter Schattenläufern auch Bezeichnnung für ein Versteck am Stadtrand.
Knille - volltrunken
Knopp – Berliner Schimpfwort für Zwerg
Kodderschnauze – Am ehesten mit „Schandmaul" zu übersetzen, bedeutet aber eigentlich, dass der so titulierte sich nicht die Soycreme vom Burger nehmen lässt und sich verbal mit Schlagfertigkeit zu wehren weiß (ist oft als anerkennendes Statement gemeint, da Berliner im Generellen verbal recht heftig um sich beißen, ohne es wirklich ernst zu meinen (sie meinen was sie sagen ehrlich, aber es ist ihnen egal, dass der andere ein Arschloch ist. Sie wollten es nur mal erwähnt haben))
Koscher – echt. Wenn ein Auftrag(geber) als nicht koscher bezeichnet wird, vermutet man Betrug oder verschwiegene „Details" beim Job
KuDamm – Berliner Name für den Kurfürstendamm im alten Zentrum West (im Konzernsektor West)
Kurva – Hure (polnisch)
Lansprech – Im Aussterben begriffene Schersprache (auch Kanakisch genannt)
Lego, Legoland – Schimpfwort für Elf, abgeleitet von dem Elfen Legolas im Herrn der Ringe
Maaken – Schnorren (Haste ma ne Maak)
Merkwürdiges Viertel – Spitzname für das 2044 umfassend ausgebaute Märkische Viertel in Reinickendorf.
MG – genervte Äußerung der Zustimmung (abgeleitet vom Geräusch eines MG (Taktaktak), Tak heißt "Ja" auf polnisch, also Jajaja).
Mir schnuppe – Mir egal
Mischpoke – Verwandtschaft.
Muckefuck – Ersatzkaffee, meint heute meist Soykaf
Mütayit – Zuhälter, auch: Schmidt oder Schieber, der andere seine Drecksarbeit machen lässt und äußerst mies bezahlt (aus dem Türkischen. Alternativ auch: Pezevenk)
Monk – Schimpfwort für Schamane oder Magier, abgeleitet von einer
Fernsehserie gleichen Namens.
Na mur – Bestimmt (polnisch: Fest wie eine Mauer)
Nase – Schimpfwort für Zwerg (Zwerg Nase). Ebenso: Brummbär, Seppel, Pimpel (aus Schneewittchen bei Disney)
Nüschtewo – Gibt's nicht (vom Russischen Nidjewo)
Nüschtewo nich – Genervt gesteigerte Form von "Wirklich nein!/Wirklich nicht!/Ham wir echt nicht/Keine Diskussion" (vom Russischen Nidjewo Njet)
Nuckelpinne – Langsames oder schlechtes Fahrzeug (die ultimative
Rigger-Beleidigung)
Null, Normal, alles F – Okay
Nullcheck – Dummer Kerl (weibl.: Nullcheckse)
Nüschte – Nichts
Oberschweineöde – siehe Schweineöde.
Omae – abfällig für Möchtegern-Schattenläufer (einer, der zu viele schlechte US-amerikanische Westküstentrids geslottet hat)
Ossi – Anarcho, Bewohner einer schwarzen Zone. In Berlin hat sich der Schmäh-Begriff für Bewohner der einstmals neuen Bundesländer entsprechend der aktuellen Situation gewandelt. Viele der alten Ossi-Witze grassieren wieder. Aber die so Betitelten schlagen gnadenlos mit beißenden Besserwessi-Kommentaren zurück.
Pa – Tschüss (polnisch)
Paka – Tschüss (russisch)
Pfannkuchen (mit Beinen) – Berliner Schimpfwort für Zwerg. Weibl.: Pfanne.
Pfanne sein – total doof sein (Achtung! Im Gegensatz zu „Ich bin Pfanne und stolz drauf", einem markigen Zwerginnen-Spruch in Berlin)
Pimpel, Pimpelette – Berliner Schimpfwort für Elf (bedeutete
ursprünglich „ein sehr empfindlicher Mensch").
Piwa – abfällig für schlechtes Bier (leitet sich sowohl aus dem russischen Wort Piwa (= Bier), der schlechten Qualität der meisten russischen Biere in Augen der Berliner und der Abkürzung Pi.Wa. (für Pisswasser) ab).
Plautze – Bauch
Plinse – Schimpfwort für Zwerg (Plinse = Pfannkuchen)
Plötze – Berliner Name für die berüchtigte, Weihnachten 2055 unter
Konzernkontrolle wiedereröffnete Haftanstalt Plötzensee, um die sich einige üble Gerüchte ranken (Folterungen, Einbau von Cortexbomben und andere beliebte Schreckensszenarien).
Priwjet – Hallo (russisch)
Protzdorf – abfällige Bezeichnung für das neue Potsdam
Prenzl, Prenzlberg – Berliner Name für den Bezirk Prenzlauer Berg
Riesenstulle, Riesenplins, Riesenpantine, Riesenzwiebel – Schimpfwort für Trolle
Rille sein – Egal sein (Det is mir rille)
Rippen – Stehlen
Rynak – Russenmarkt. Eine besondere Art von Wochenmarkt, üblicher Weise mit fahrenden Händlern aus Osteuropa (nicht unbedingt nur Russland), oft von Russenmafia kontrolliert
Sackzaster – Kleingeld
Sahlan – Willkommen (arabisch)
Schale – Anzug
Schattenparker – in der Runner Community speziell der Begriff für eine Schattenläufer-Lusche (Anfänger oder Unfähiger, Weichei).
Scheiß mir – Das ist mir egal
Schlitz, Schlitze – Frau, bei Metafrauen meist in Kombination mit
anderen Schimpfworten (Zwiebelschlitze, Bayernschlitze, Monkschlitze)
Schlong – Schimpfwort für Ork (bedeutet eigentlich (großer) Schwanz, deshalb oft auch doppelt beleidigend eingesetzt: Dummschlong, Schlong mit Wumme, Schlongscheißer, Brezelschlong, Zwiebelschlong)
Schlopack – Freund/Kumpel/Junge, vom polnischen chłopak
Schnieke – Schick
Schweineöde – abfälliger Berliner Name für den Kiez Oberschöneweide in F-Hain. So öde wie der Begriff andeutet ist die Gegend zwar nicht, aber es gibt durchaus auffallend wenige Locations außerhalb regulärer Eckkneipen, und keine einzige Location von Stadtrang im gesamten Großkiez.
Sektor – Wird in Anlehnung an die Sektoren der Nachkriegszeit mit ihren Sektorengrenze-Schildern als Bezeichnung für jedes größere von einem oder mehreren Konzernen kontrollierte Areal verwendet. Nach Ende des Status F kennzeichneten die Konzerne ihre oft täglich veränderten Einflussgrenzen in der Tat mit „Sie verlassen den XYZ Konzernsektor" Schildern.
Sich Toten – Sich von etwas emotional distanzieren, auch: sich
bewusstlos trinken
Siktir git – Verpiss dich (türkisch)
Sspassiba – Danke (russisch)
Stampel – Schimpfwort für Ork (teilweise auch Troll). Vermutlich
Mischbegriff aus Stampe (billiges Tanzlokal zum Besaufen), Stampfen, Trampel und Simpel.
Status F – Als Antwort auf die Frage „Wie geht's?": Alles beschissen,
wie immer.
Stiffen – Töten
Tach mal – Klartext sprechen (von Tacheles reden)
Takker – meint entweder einen Polen oder einen Ja-Sager ("Tak" ist das polnische Wort für "Ja").
Taschenduplo – Schimpfwort für Gnome (und kurz geratene Elfen).
Tofu ans Ohr labern – sehr viel labern
Tofu – Wenig verbreiteter Schimpfname für Elf (aus der gleichen Ecke wie: Müsli)
Töle – Hund, kann auch schonmal einen Höllenhund meinen
Transitstrecke – In Anlehnung an den alten Namen der Verbindungsautobahn zwischen Westdeutschland und Westberlin bezeichnet dieser Begriff das Teilstück der Stadtautobahn, das durch die Konzernsektoren führt (und deren Abfahrten videoüberwacht und zuweilen kontrolliert werden).
Tuss(e) – Frau (meist eher im Sinne von Schlampe gemeint)
Udatschi – Viel Glück (russisch)
Uffmucken – Widersprechen
Uhrzeit – Das Hauptproblem für Stadtfremde: In Berlin ist „Viertel
fünf", wenn es Viertel nach vier(!) ist, dann „halb fünf" (ganz normal), dann „Dreiviertel fünf" (Viertel vor fünf) und endlich „Fünf" oder „Fünfe" (ganz normal). Speziell „Wessis" vertun sich hierbei sehr gerne, was die Berliner mit diebischer Freude quittieren (aus ihrer Sicht ist man geistig behindert, wenn man sich mit der lokalen Zeit-Üblichkeit schwer tut).
Urod – Schimpfwort für Ork oder Troll (eigentlich polnisch für "Missgeburt")
Uzen – Verhöhnen., beleidigen
Veggie – Schimpfwort für Elf (von Vegetarier)
Warischki – Weichei (eigentlich jmd. der sich zu warm angezogen hat, weil er ne Erkältung fürchtet, abgeleitet vom russischen Wort Warischki = Wollhandschuhe)
Waschmaschine – Spitzname des alten Kanzleramtes im heutigen Konzernsektor West.
Wasserklops – Spitzname des alten Brunnens vor der Gedächtniskirche, ein beliebter Meeting Point für Info-Schieber und Runner.
Weisstu/Weeste – Identifikationsworte für Kaffer, die hip sein wollen.
Wer eines dieser Worte in Berlin verwendet, outet sich als Touri(st) oder schlimmer: als NEUberliner!
Witam – Hallo (polnisch)
Yarak – Generisches Schimpfwort, wird für praktisch alles gebracht (eigentlich "Schwanz")
Zonies – Anarchos, Bewohner einer schwarzen Zone. Wird teilweise synonym zum Begriff „Ossi" verwendet (s.d.), ist aber eigentlich nicht im Sinne der alten West-/Ost-Differenzen der Stadt gemeint.
Zoo – Das alte Zentrum West im Konzernsektor. Der Zoologische Garten, von dem sich der Begriff ableitet, ging gleich zu Beginn des Status F zugrunde, da einige Vollidioten die Abschaffung der Gesetze zum Anlass nahmen, auf „Großwildjagd" zu gehen. Mittlerweile gibt es angeblich Pläne, den Zoo zu renovieren und in einen Zoologischen Garten für paranormale und unverwandelte Tiere zu verwandeln.
Zwille – Handschleuder, unter Gossenabschaum in Berlin recht beliebte Waffe zum Verschießen von Steinen, DMSO/drogengefüllten Beuteln oder kleinen Granaten.
Zwiebel, Zwiebelring – Schimpfwort für Metamensch (abgeleitet vom „Herrn der Zwiebelringe"). Zwiebel bedeutet außerdem „Kopf" und „Prügel"