Donnerstag, 29. November 2007
SHADOWRUN | Einleitung
Topic: 'SR-intro'
Berlin 2071. Blick vom Monorail-Hochbahnhof "Jakob-Kaiser-Platz" Richtung Westen. Im Hintergrund das neue Zentrum von Spandau (im Stadtjargon "Spree-Manhattan"). Im Vordergrund "Ralle", ein Ork Schieber und Info Händler.



Berlin 2071

Am Ende wird jeder Krieg durch einen Faktor entschieden: Wer den längeren Atem hat. Nenn es eine Frage des Geldes. Nenn es Entschlossenheit zum Sieg. In Berlin war es eine Frage der Massenträgheit.

Sollte es je einen Zweifel gegeben haben, dass der Mensch – und ob er Hörner oder spitze Ohren hat oder nicht spielt nicht die geringste Rolle – gänzlich Unwillens ist, sein Leben selbst zu bestimmen: Das Ende der Anarchie in Berlin sollte ihn ausgeräumt haben.

Oh, na klar: Die Anarchie ist nicht tot. Wenn du auf die Schwätzer von den verschiedenen F-Komitees hörst. Oder auf die Hass-Ansagen der Freien Sender Berlins. Aber mal nüchtern betrachtet: Als die Konzerne den größten Teil der Westsektoren übernahmen und nach einigen wenigen, dafür aber heftigen Gefechten auch die Mitte einnahmen, war der Status F am Arsch. Völlig egal, wie viele Verluste Proteus und Co. später dazu veranlasst haben, den Endsieg über die Anarcho-Zone im Osten auf später zu verschieben.

Und wenn man mich fragt: Der Status F war vorher schon im Arsch.

Ich meine, was hatte man auch erwartet? Jahre voller Propaganda über Kannibalen-Restaurants und Pädophilen-Bordelle in Berlin, Jahre voller Unsicherheit, ob’s morgen Gas und Strom gibt oder nicht, Jahre des Wartens im Regen, weil wieder mal kein Bus kam, Jahre voller gebrochener Achsen, weil du mit deiner Lieblingskarre in ein Riesen-Schlagloch gefallen bist, all das musste ja zum langsamen Tod Anarcho-Berlins führen.

Der Konzernputsch 2056 war von daher kein Krieg, er war nur die Zustellung des offiziellen Todesbescheids. An alle, die es noch nicht begriffen hatten. Oder die sich schon zuvor wegen akuter Realitätsabneigung nach Berlin verirrt hatten.

Am Ende war nicht die Kriegs-, sondern die Chaos-Müdigkeit der Masse stärker als die flammenden, ismen-verseuchten Reden der elfenbeinsniffenden Studenten-Wirrköpfe. Erst kommt die Forderung nach beständiger Versorgung mit Trideo, Wifi-Netz und Pizzaservice, dann erst die Moral.

Was folgte, war ein Zustand des Aufwachens. Einige blinzelten verschlafen in die Sonne und fragten sich, wohin das Gebäude schräg gegenüber verschwunden war. Andere zogen die Decke über den Kopf, kuschelten sich an ihre Kettensäge und träumten weiter. Die meisten aber atmeten auf, wie befreit von einer Last, von der sie die ganzen Jahre nie genau sagen konnten, worin diese bestanden hätte: Die Last der Verantwortung. Für das Haus. Für die Nachbarschaft. Für die Mitmenschen. Den Kiez. Den Bezirk. Den Status F.

F. Wie „Fick dich“.

In den Straßen lagen noch Monate, teilweise Jahre später die Reste der Sperren. Und während der neue Westen eilends saniert und anhand modernster Erfordernisse an Verkehrsplanung, Netzempfang, Lebensqualität und natürlich Sicherheit neu geschaffen wurde, dokumentierte der äußere Osten mit seinen baufälligen Kiezen, den von Einschusslöchern übersääten Wänden und dem Müll in den Straßen nur zu deutlich, warum die Konzerne an der Macht sind.

Weil sie es verdammt nochmal einfach drauf haben, Dinge geregelt zu kriegen.

> Ahem. Ja. Und eines der Dinge, die sie "geregelt" bekommen haben nach ihrer Übernahme ist, dem Osten den Saft endgültig abzudrehen.
> Fabian454

> Das ist Bullshit. Für die BEVAG ist jeder zahlende Kunde ein Kunde, die liefern Strom, Wasser, Gas und Entsorgung auch in die "Zone". Wenn es mit der Versorgung nicht klappt, dann darum, weil irgendwer die Leitung anzapft oder in seinem Konzernhass zerstört, damit die Kunden dann hübsch sauer auf die Konz sind.
> Der_Ewige_Student

> Ja, zu dir hoch in den Wedding wird vielleicht geliefert. Aber auch nur weil das Randzone ist, wo genug Baustellen und Wohnsilos der Arbeiter existieren, die im Konzerninteresse versorgt werden müssen. Dem tiefen Osten hat man das Zeug abgedreht. Ganz einfach. Dabei mögen wirtschaftliche Erwägungen ne Rolle gespielt haben – klar wird ne Stromleitung umso öfter angezapft, je weiter sie in die Zone ragt – abern Chumski von mir hat neulich nen Lauf gehabt, dabei sind ihm Files von der Berlin Verwaltungs AG (BEVAG) in die Hände gefallen, die ganz klar ne politische Agenda haben.
> Fabian454

> Und was soll die sein, bitte?
> Dr.Zonk

> Den Widerstand gegen den Status F schüren, natürlich. Und die Leute dazu ermutigen, "heim ins Reich" kommen zu wollen. Ich mein: Wedel denen lange genug mit dem Wessi-Lifestyle vor der Nase herum, dann werden die die Sonderpolizei förmlich darum anbetteln, ihren Block zu säubern und gleichzuschalten.
> Fabian454

> Hm. So gesehen ...
> Dr.Zonk


Im folgenden File möchte ich euch Choombas und Chummskies da draußen den Status Quo von Berlin vorstellen. Denn Berlin ist entgegen allem Hochjubeln oder Niedermachen ein verdammt lebenswertes Pflaster, und wie den meisten Berlinern geht es mir tierisch auf den Sack, dass landauf landab Leute über Berlin quatschen, die nie nen Fuß hierher gesetzt haben, und Berlin nur aus irgendwelchen Actiontrids oder Schockermeldungen ihrer konzerngesponsorten Lügenpresse kennen.

> Ralle
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